Der Kurt-Hübner-Preis 2025 wurde an die Schauspielerin Lieke Hoppe verliehen.
Mit dem Michael-Börgerding-Nachwuchspreis zeichnete die Jury die Sängerin Elisa Birkenheier aus.
Eine Besondere Würdigung erhielt das Ensemble der Junge Akteure-Produktin HAMLET
Begründung der Jury zur Preisverleihung 2025
Mit großer Freude verleiht die Jury den Kurt-Hübner-Preis 2025 an die Schauspielerin Lieke Hoppe. Ob als Ismene in »Antigone«, als Helene in der Wiederaufnahme von »Vor Sonnenaufgang« oder in zahlreichen prägnanten Momenten innerhalb des Ensembles von »Solange wir leben« – stets gelingt es Lieke Hoppe, der Zerrissenheit ihrer Figuren eindrucksvoll Ausdruck zu verleihen. Ihre Darstellungen bewegen sich in einem spannungsvollen Zusammenspiel aus Forschheit und Zerbrechlichkeit und tragen maßgeblich zur Kraft des jeweiligen Ensembles bei.
Besonders hebt die Jury Hoppes herausragende Leistung in Andreas Kriegenburgs Inszenierung von »Cabaret« hervor – einem Stück von bedrückender aktueller Relevanz. Ihre Interpretation der Sally Bowles offenbart eine komplexe, zutiefst menschliche Figur, deren Eigensinn und Lebenshunger ebenso berühren wie ihre verletzlichen, leisen Momente. Mit eindrucksvoller Bühnenpräsenz, stimmlicher Souveränität und großer schauspielerischer Präzision verleiht Lieke Hoppe der Rolle eine emotionale Tiefe, die lange nachwirkt.
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Mit dem Tod von Michael Börgerding verliert das Theater Bremen nicht nur einen langjährigen, prägenden Intendanten, sondern auch einen leidenschaftlichen Förderer des künstlerischen Nachwuchses. Börgerding verstand es wie kaum ein anderer, jungen Talenten Raum zur Entfaltung zu geben und ihnen zugleich Verantwortung zu übertragen. Damit hat er die Nachwuchsarbeit am Theater Bremen nachhaltig geprägt – und Spuren weit über die Stadtgrenzen hinaus hinterlassen.
In Erinnerung an sein Wirken und in Würdigung seiner großen Verdienste haben die Bremer Theaterfreunde ihren Nachwuchspreis nach ihm benannt.
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Der Michael-Börgerding-Nachwuchspreis 2025 geht an die Sängerin Elisa Birkenheier.
Die Jury zeigt sich beeindruckt von ihrer starken Gesamtleistung in einer Vielzahl größerer und kleinerer Rollen. Birkenheier überzeugt durch außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit, große Bühnenpräsenz und stimmliche Präzision. Ihr lyrischer Sopran setzt sowohl in der Oper als auch im Musical markante Akzente – stets kraftvoll, ausdrucksstark und stilistisch sicher.
Den Höhepunkt einer starken Saisonleistung bildet ihr Auftritt in der Uraufführung von »Wellen«. In dieser gleichermaßen musikalisch wie szenisch anspruchsvollen Neuproduktion begeistert Birkenheier mit souveräner musikalischer Gestaltungskraft. Ihre Interpretation der herausfordernden Partitur zeugt von künstlerischer Reife und großem Potential.
Die Jury sieht in Elisa Birkenheier eine außergewöhnlich vielversprechende junge Künstlerin, deren weitere Entwicklung mit Spannung und großer Freude verfolgt wird.
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Erstmals spricht die Jury neben der Verleihung der beiden Hauptpreise eine besondere Würdigung aus.
Mit ihrer eindrucksvollen Inszenierung von William Shakespeares »Hamlet« haben die Jungen Akteur:innen am Theater Bremen erneut ein kraftvolles künstlerisches Zeichen gesetzt. Das Ensemble zeigt eindrucksvoll, dass großes Theater nicht an Alter oder professionellen Status gebunden ist, sondern aus Haltung, Ernsthaftigkeit und dem Mut zur eigenen Stimme entsteht.
Die jungen Darsteller:innen nähern sich dem komplexen Stoff mit bemerkenswerter Spielfreude, Intelligenz und mit Tiefgang. Ihre Interpretation ist keine bloße Nacherzählung, sondern entwickelt eine eigene, kraftvolle Sprache, die Shakespeares Klassiker in einen zeitgemäßen, relevanten Kontext überführt. In der Verbindung von Texttreue und gegenwärtiger Ausdrucksform entsteht eine dichte, berührende Theatererfahrung.
Getragen von einem feinen Gespür für Gruppenprozesse bietet die Regie den notwendigen Raum zur Entfaltung – ohne die jungen Darsteller:innen zu überformen. So entsteht ein Hamlet, der eigenständig leuchtet: radikal, jung, suchend – und voller künstlerischer Energie.
Diese Inszenierung steht exemplarisch für die hohe Qualität und Relevanz der Nachwuchsarbeit der Jungen Akteur:innen, die bereits 2017 mit dem Kurt-Hübner-Preis ausgezeichnet wurde. Sie ist zugleich ein Beleg dafür, welches kreative Potenzial in der nächsten Generation schlummert.
Zu Ihrer großartigen Leistung gratuliert die Jury
Tarek Aldebes — Davina Austin Mensah — Matilde Bär — Devrim Dinç — Mio Kunze — Ekin Laleci — Ida Lohof — Christopher Puchert — Sona Scherthan und Rosa Voelzke
sowie der Regisseurin Joanna Praml und der Dramaturgin Dorle Trachternach
Laudatio für Lieke Hoppe
Meine liebe Lieke!
“Lieke Hoppe”.
Ist schon mal ein super Name, denke ich, als Michael zu mir sagt: Stell dir vor: sie kommt vom Düsseldorfer Schauspielhaus. Zu uns. Nach Bremen. Das spricht doch für uns. Für unser Haus. Für unser Ensemble. Oder?
Und dann kommt sie angerauscht. Lieke Hoppe.
Riesenfrau.
Haare, Haare, Haare.
So ein offenes Lachen.
Und ich denke: na, die fegt hier alles weg.
Und zack, Schnitt, schon stehe ich hier und soll eine Laudatio auf diesen Feger halten. Ach du Schreck. Eine Laudatio, was ist das genau?
Laudatio: feierliche Rede zu Ehren einer Person, deren Hauptzweck es ist, die positiven Eigenschaften und Erfolge der Geehrten hervorzuheben. Warum nicht. Bei einer Laudatio gilt es als Fauxpas, die Laureatin in irgendeiner Weise negativ darzustellen. Ach so. Andererseits sollte übertriebenes Lob vermieden werden. Kein Problem. Die Rede wird oft von einer prominenten Person gehalten. Tja, Pech. Da muss sie jetzt durch.
Also gut:
Die fegt hier alles weg, denke ich bei unserer ersten Begegnung. Aber Lieke schleicht sich langsam an.
Theater hat seine eigenen Gesetze.
Drum fallen mir zuerst kostbare kleine Lieke-Momente ein, als ich über diese Laudatio grübele:
Ich liege im „Milchwald“ in kniehohem Styropor hinter einer Wand, in die Lieke mit ihrer Faust ein Loch drischt, aus dem sie mich in einer blitzschnellen Bewegung rauszieht und auf ihre Arme hebt. Ich schaue sie immer wieder, auch noch in der letzten Vorstellung, verblüfft an und denke: ist die in den Zaubertrank gefallen? Und mein zweiter Gedanke ist: Ferdi muss sich warm anziehen.
Im nächsten Augenblick singt sie wie eine waschechte Rockröhre, donnert einem dann einen der komplexesten Monologe von Armin mit einer Intensität und gedanklichen Genauigkeit vor die Füße, dass man kurzzeitig vollkommen überzeugt ist, man hätte total verstanden, was Armin da geschrieben hat. Dazwischen aber tauchen ganz unaufdringlich zarte, wahrhaftige, verletzliche Töne auf, die bei mir lange nachhallen. Tolle Schauspielerin, denke ich.
Ich rutsche im Zuschauerraum auf meinem Stuhl vorn an die Kante, als Lieke in der Aufführung „Franziska“ auftritt. Sie folgt in den wenigen Momenten, die ihr ihre kleine Rolle ermöglicht, unglaublich präzise der Form der Inszenierung. Gleichzeitig berührt mich sofort dieser direkte Ton und ich erkenne sogleich eine reiche und komplex Figur. Ich muss immer zu Lieke schauen. Wie macht sie das? Das muss man erstmal hinkriegen, mit so einem Wurzen.
Ich will gerade aus der Tür der Probebühne gehen, Lieke probt mit der Band ihren Song des Tambourmajors, den sie für die Wiederaufnahme von „Woyzeck“ übernommen hat. Da erwischen mich ein paar ihrer Töne mit einer Wucht, dass ich doch noch bleiben und lauschen muss. In Liekes Stimme höre ich neben ihrem musikalischen Können so viel Kraft, Wärme Fülle und Tiefe. Ist das gut, denke ich. Was da alles drin steckt in dieser Schauspielerin. Das will und muss raus. Das schreit doch jetzt mal nach einer großen zentralen Rolle.
„Lieke ist großartig, sie geht immer all in“, sagt Klaus zu mir nach deren Begegnung in „Woyzeck“ und besetzt sie sofort in “Vor Sonnenaufgang”. Er ist ja nicht blöd.
Als Mitspielerin auf der Bühne in „Vor Sonnenaufgang“ kann ich manche Momente kaum aushalten, in denen Liekes Helene um Liebe ringt. Das hört sich so verzweifelt echt an, dass ich Lieke am liebsten jedes Mal in die Arme nehmen möchte, ich soll sie als überforderte Stiefmutter stattdessen hilflos ignorieren. Aah! Gut! Ich tue das. Und dass ich diese Disziplin aufbringe, ist eine Höchstleistung von mir in diesem Fall, möchte ich mal sagen.
Ach ja und die Ismene.
Mir erscheint es so, als bespiele Lieke die starke Form der Inszenierung „Antigone“ mühelos. Na, das kann sie, das weiß ich nun.
Vielleicht täusche ich mich gewaltig, aber verteidigt Lieke da heimlich, fast ein bisschen trotzig, mit Zähnen und Klauen und ihrer eigenen Spielweise eine reiche Gedanken- und Gefühlswelt gegen diese Form und macht ihre Ismene für mich dadurch umso sichtbarer, was mich beeindruckt und sehr berührt? Vielleicht auch so gewollt. Wer weiß.
Aber ich muss in dem Moment an Peter Kalisch denken, einen Schauspieler, den Bertolt Brecht 1950 ans Berliner Ensemble holte, wo Kalisch 40 Jahre lang tagein tagaus alle Brecht-Klassiker rauf und runter spielte. Eines Tages raunte mir dieser Peter Kalisch in den Kulissen zu: Mädel, lass dir nüscht erzählen hier von Form und epischem Theater und so‘n Quatsch. Ick spiele hier am Brecht-Theater seit 40 Jahren Stanislawski und: hat kein Schwein gemerkt.
Na Lieke? Hab ich dich erwischt? Zuzutrauen wäre es dir, du Luder!
Ich liebe Liekes Wandlungsfähigkeit, mit der sie in „Solange wir leben“ jede ihrer Rollen auf den Punkt bringt.
Mein Highlight aber ist diese eine Szene, in der Lieke als Gabi den Ton einer nölenden, verletzten Pubertierenden so präzise und sicher erwischt, dass ich jedes Mal baff bin, wie genau sie das spielt.
Währenddessen verrenken meine Kolleg:innen und ich uns im Hintergrund in Zeitlupe in leicht absurden Tanzbewegungen. Dabei sehen wir so unwahrscheinlich blöd aus, dass ich jeglichen Augenkontakt vermeide, um nicht vor Lachen zusammenzubrechen. Undenkbar. Es ist schließlich ein trauriges Stück. Lieke hilft mir mit ihrem ernsthaften, wahrhaftigen Spiel, auf das ich mich in dem Moment fokussiere, jeden Abend über diese Hürde. Ich kann ihr nicht genug danken.
Und dann Cabaret. Sally Bowles. Und ich denke: ja ja ja ja ja ! Endlich! Wie gespuckt. Und ich stehe jeden Tag daneben, kann beobachten, genießen und mich wie ein kleines Kind freuen, wie all die Momente ihres Könnens, von denen ich gerade erzählt habe, sich verknüpfen und Lieke aus den Katakomben ihrer Kraftreserven, ihres Talentes, ihres schauspielerischen Handwerks, ihrer Musikalität, ihrer Stimmgewalt Schippe für Schippe davon draufwirfst, ackert, übt, übt, übt, gegen Zweifel ankämpft, aufblüht, aufmacht und eine Sally hinlegt, die alles wegfegt. Hab ich doch gesagt!
Martin und ich haben uns während der Proben wie stolze Eltern zugeraunt: macht se gut, nicht? Und: dafür kriegt se den Hübnerpreis, wetten?
Voila!
Liebe Lieke, du wunderbare Schauspielerin, warmherzige, treue, lustige, liebevolle Freundin, und tollste Mama! Wie schön, dass du da bist, wie schön, dass wir zusammen spielen, gemeinsam so herrlich lachen und die Augen verdrehen können.
Könnte ich heute an das Gespräch mit Michael anknüpfen, würde ich ihm antworten:
Na logisch ist Lieke nach Bremen gekommen. So gut sie auch ist, so talentiert, so empfindsam, so wandlungsfähig, so interessiert am Erzählen von Geschichten, am Gestalten von Figuren, ob kleinen oder großen, an erster Stelle ist sie eine Ensemblespielerin. Voller Energie, voller Zweifel, voller Lust an: was wollen wir erzählen, wie kriegen wir das gemeinsam hin. Und hoffentlich sind die Kollegen nett. Und Hauptsache, es geht’s allen gut. Und am besten haben sich auch alle ganz doll lieb. Und können wir uns mal alle bitte in den Arm nehmen!
Und das ist hier in Bremen möglich, dass wir uns auch alle mal in den Arm nehmen können. Ja, du hast Recht, das spricht für uns, unser Haus, für unser Ensemble. Und deshalb ist Lieke vom Düsseldorfer Schauspielhaus nach Bremen gekommen. Weil wir sie brauchen, damit das auch so bleibt. Kannste ganz schön stolz sein, Michael, stolz auf Lieke! „Na, das bin ich sowas von“, sagt er.
Liebste Lieke! Ich gratuliere Dir von ganzem Herzen zu deinem Preis! Den hast du wahrlich verdient! Ich umarme Dich!
Susanne Schrader
Laudatio für Elisa Birkenheier
Liebe Gäste, liebe Freunde des Theaters, liebe Kolleg*innen, und besonders liebe Elisa,
Ian und ich, wir haben uns sehr gefreut, als man uns fragte, ob wir die Laudatio für Dich halten möchten.
Man hatte erkannt, dass es absolut niemand besseren und kompetenteren geben würde für diese Laudatio als uns: Deine Kolleg*innen.
Wir verbringen mit Elisa seit der ersten Stunde Zeit am Theater Bremen: Auf der Bühne, auf den Proben, auf Heimwegen, auf Grillpartys,
wir teilen uns sogar eine Garderobe.
Wer, wenn nicht wir, könnte also besser beurteilen, dass der Michael-Börgerding-Förderpreis an keine andere verliehen hätte werden können, als an Elisa.
Wenn man so viel Zeit tag täglich miteinander verbringt, sollte man meinen, dass wir alles voneinander wissen.
Also hat uns besonders überrascht, zu erfahren, dass Elisas liebstes Musikstück nicht etwa aus dem Opernrepertoire stammt, sondern dass sie total auf „Pink Pony Club“ steht.
Der Song handelt von einer jungen Frau, die ihre Konservative Kleinstadt verlässt, um in einem schwulen Club in Los Angeles, dem „Pink Pony Club“ zu tanzen.
Nein, es ist nicht die Parallele der Kleinstadt im Song zum rheinland-pfälzischen Andernach, in dem Elisa aufgewachsen ist
Und auch nicht die sich vielleicht aufzwingende Gemeinsamkeit des angesagten Clubs in LA mit dem Theater Bremen.
Vielmehr geht es in dem Song um die Freiheit, seinen eigenen Weg gehen zu kö nnen.
Der Club wird zu einem Symbol fü r einen sicheren Ort, an dem die Protagonistin sich frei entfalten kann.
Und hast Du nicht hier am Theater Bremen diesen sicheren Ort fü r Dich gefunden, liebe Elisa.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich Dir und Ian im September 2022 beim Tag der offenen Tür auf dem Pauli Hof vorgestellt wurde. Blutjung und frisch von der Uni und dann ging es gleich richtig los für Dich.
Hello Dolly! Deine erste Rolle im Festengagement: Minnie, die Dich dann auch gleich die gesamten drei Jahre begleitet, die Du in Bremen bist.
Du warst von der ersten Probe an so offen. Fü r Deine Figur, deine Kolleg*innen, das Regiekonzept. Du warst nicht enttäuscht, dass Minnie nicht mal einen kleinen Song zu singen hat. Auch bliebst Du geduldig und offen, als Du in einer Probe für deinen Auftritt im „Hutladen“ Deinen Text sage und schreibe 20 Mal wiederholen musstest.
Aber spätestens wenn Du im letzten Bild von „Hello, Dolly!“ deinen Schleier lüftest und ein simples „HI“ in den Raum setzt, da wussten wir: Du bist einfach: krass.
Und so wie Minnie sich in diesen drei Jahren mehr und mehr emanzipiert hat, und die naive Angestellte hinter sich gelassen hat, so hast Du in Windeseile zeigen können, wie großartig Du bist.
Wissen Sie eigentlich wie groß der Schock ist, aus der behütet, sorglosen, beschaulichen Studentenzeit in eine erste Spielzeit im Festengagement an ein deutsches Theater zu kommen?
Da macht man nicht mehr nur eine Opernproduktion pro Semester, oft sogar nur eine im ganzen Jahr.
Elisa, Du musstest gleich mit fünf Neuproduktionen im ersten Jahr starten.
Jeden Tag 7 Stunden szenische Proben,
nebenbei musikalische Proben für die kommenden Stücke.
Texte lernen,
Noten lernen,
versuchen noch eine Gesangsstunde dazwischen zu quetschen, Anproben, Maskenproben, Tanzproben, abends Vorstellung, manchmal morgens Vorstellung, Doppelvorstellung.
Und hier zeigte sich etwas, was ganz typisch für Dich ist. Du beschwerst Dich nie. Wenn es ganz schlimm ist, kommt vielleicht in deiner rheinländischen Art ein: „Ehrlich, ich weis nisch wie ich dat schaffen soll“ – ziehst Dein Kostüm an und los geht`s.
Überhaupt erfüllst Du so gar nicht das Klischee einer Operndiva. Du bist wahnsinnig bescheiden und tust Dich schwer Komplimente anzunehmen. Es geht nie nur um Dich auf einer Probe oder Aufführung. Mit Deiner bodenständigen Art hätte es schnell passieren können, dass Du unterschätzt wirst. Aber selbst wenn Du vor einer Vorstellung noch in der Garderobe sitzt und zweifelst, ist es doch jedes Mal, wirklich jedes Mal so gewesen, dass Du wenige Momente später auf der Bühne strahlst.
Deine Stimme: einfach Wow!
Deine Stimme ist groß, sie leuchtet, sie ist flexibel und von einer wunderschönen Reinheit. Sie ist direkt.
Wir können uns entspannen, wenn wir Dir beim Singen zuhören. Deine Stimme und Deine Musik kommen einfach mühelos zu uns.
Du zauberst Diminuendi auf den hohen Tönen, die Gänsehaut geben.
Du kannst rasend schnelle Koloraturfeuerwerke abschiessen.
Und das selbst noch, wenn Du auf einen 2 Meter hohen Flamingo klettern musst. „Ulrike, ich weiss nich wie ich da hoch kommen soll.“ Du bist natürlich hoch gekommen- mühelos, stimmlich wie physisch.
Du bist unglaublich cool. Nicht nur als Girlie Héro in Beatrice und Benedict, und besonders „cool“ warst Du als Hauptsoldatin im Musical der 35. Mai.
Elisa trägt in dieser Rolle nämlich einen goldenen Glanzanzug, der voll verkabelt vom Fuß bis in die Kopdhaube leuchten kann.
In einer Vorstellung ging etwas an den Kabeln kaputt und der Anzug ding an zu kokeln und brannte sich langsam in Elisas Haut.
Sie liess sich aber nicht von einem brennenden Kostüm abhalten, ihre Bravournummer mitsamt den hohen Fs mühelos abzuliefern.
Ich finde, Elisa ist doch eine Diva, aber eine moderne Operndiva.
Ja, wenn man damit jemanden meint, der die Oper in die heutige Zeit trägt und sie einem breiten Publikum zugänglich macht, unbedingt! Elisa interessiert bei ihren Rollen
nämlich immer, einen modernen Zugang zu ihnen zu finden.
Ihre Musetta zum Beispiel war deswegen soll toll, weil sie nicht das Klischee der kokettierenden Lebedame gespielt hat.
Und durch deine junge zeitgemässe Verkörperung, werden Deine Rollen uns Zuschauenden immer so nahbar… aber es gibt doch eine Sache, die sie mit der klassischen Diva gemein hat:
Seit Maria Callas wissen wir: eine grosse Sopranistin braucht einen Hund. Und Elisa hat einen: ihren Coton de Tuléar, Malin.
Für uns bist Du eine grosse Sopranistin.
Wir staunen über Dein Können, wir freuen uns immer mit Dir auf der Bühne zu sein, weil wir wissen, wenn Du da bist, dann ist Freude da.
Du spielst und Du lachst mit uns. Du tanzt uns in Grund und Boden.
Duette mit Dir sind Freude, weil Du so voller Musikalität bist, und weil Deine klare Stimme uns einlädt, sich an Deine zu schmiegen.
In drei Jahren konntest Du uns allen zeigen, dass Du alles kannst: vom jungen Mann, über die Prinzessin,
die Nymphe,
die selbstbewusste Lebedame hin bis zur jungen emanzipierten Frau,
vom zart lyrischen Bogen über schnelle Koloraturen bis in das ganz hohe Zeugs.
Wir freuen uns so sehr für Dich, dass Du gesehen und gehört wirst und diesen schönen Michael-Börgerding Nachwuchspreis erhältst.
Herzlichen Glückwunsch, Elisa!
Ulrike Mayer und Ian Spinetti